‚Zeitenwende‘ bei der Arbeitsmarktintegration? Teilhabe und Prekarität von Ukrainerinnen und Ukrainern am deutschen Arbeitsmarkt

Policy Brief | August 2022

Vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine waren ukrainische Arbeitskräfte häufig unter prekären Arbeitsbedingungen im juristischen Nischen- und Graubereich des deutschen Niedriglohnsektors beschäftigt. Durch die Aktivierung der Massenzustrom-Richtlinie sind ukrainische Geflüchtete in Deutschland kollektiv anerkannt und erhalten einen sofortigen Zugang zum Arbeitsmarkt und den arbeitsfördernden Maßnahmen und Leistungen der deutschen Grundsicherung. Der Policy Brief untersucht, inwieweit für Personen aus der Ukraine unter den Rahmenbedingungen der Erwerbsmigration und denen der Fluchtmigration das Risiko prekärer Arbeits- und Lebensbedingungen besteht. Für ukrainische Geflüchtete wurden durch die Aktivierung der Massenzustroms-Richtlinie und den Wechsel in die deutsche Grundsicherung zentrale rechtliche Teilhabebeschränkungen abgebaut. Strukturelle Hürden der Teilhabe am Arbeitsmarkt und in der behördlichen Praxis sind jedoch damit nicht überwunden, sodass das Risiko für prekäre Arbeits- und Lebensbedingungen weiterhin besteht.

Jahresbericht 2021

Jahresbericht | August 2022

2021 war ein besonderes Jahr: Der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) ging in die vollständige institutionelle Förderung des Bundes über. Damit kann der 2008 auf Initiative mehrerer Stiftungen hin gegründete Rat seine Arbeit als unabhängiges Gremium der wissenschaftsbasierten Politik- und Öffentlichkeitsberatung mit dem expliziten Mandat der Politik fortsetzen. Inhaltlich stand das Thema politische Partizipation im Fokus – die bestehenden Möglichkeiten und Optionen zur Weiterentwicklung erörterte u. a. das SVR-Jahresgutachten 2021, das sich dem Umgang des Einwanderungslands Deutschland mit dem „Normalfall Diversität“ in verschiedenen Bereichen widmet. Vor dem Hintergrund der Bundestagswahl, aber auch im Zuge aktueller Entwicklungen in Afghanistan und an der EU-Außengrenze zu Belarus rückten weitere wichtige Fragen in den Mittelpunkt: Welche integrations- und migrationspolitischen Prioritäten sollte eine nachhaltige Politik in der neuen Legislaturperiode verfolgen; und wie können Geflüchtete weltweit beispielsweise über Resettlement solidarisch aufgenommen werden? Der erstmals veröffentlichte Jahresbericht gibt einen Einblick in Aufgaben und Arbeit des SVR und der ihn unterstützenden Geschäftsstelle.

Jahresbericht – Download:

Flüchtlinge als Neubürgerinnen und Neubürger. Das Potenzial der nächsten Jahre

Policy Brief | Juni 2022

Immer mehr Menschen, die 2015/16 nach Deutschland geflohen und mittlerweile gut integriert sind, erfüllen die Voraussetzungen und lassen sich einbürgern. So erhielten im Jahr 2021 bundesweit 19.100 syrische Staatsangehörige den deutschen Pass – fast dreimal so viele wie im Jahr zuvor. Im Rahmen eines Forschungsprojekts hat der wissenschaftliche Stab des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) Projektionen des Einbürgerungsaufkommens für die nächsten Jahre entwickelt. Demnach sind insbesondere bis 2024 erhebliche Steigerungsraten bei den Einbürgerungen von Syrerinnen und Syrern zu erwarten – vorausgesetzt, die Behörden können entsprechend hohe Antragszahlen ohne massive Verzögerungen bewältigen. Im Policy Brief diskutieren die Autoren konkrete Prognosen und benennen Handlungsnotwendigkeiten, um einen ‚Einbürgerungsstau‘ zu vermeiden und potenzielle Neubürgerinnen und Neubürger nicht durch zu lange Wartezeiten zu enttäuschen. Zentral ist dabei eine personelle Aufstockung in den Einbürgerungsbehörden. Auch eine weitere Digitalisierung bietet Möglichkeiten, dem steigenden Einbürgerungsinteresse gerecht zu werden.

Ein Videostatement des Co-Autors Dr. Jan Schneider können Sie sich ansehen, wenn Sie diesem Link zur Videoplattform YouTube folgen.

Integration in Rheinland-Pfalz. Sonderauswertung des SVR-Integrationsbarometers 2020

Expertise | Juni 2022

Der Stand der Integration in Rheinland-Pfalz kann insgesamt als positiv bewertet werden. Das hat eine Befragung von Personen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte ergeben, die für das SVR-Integrationsbarometer 2020 durchgeführt wurde. Das Integrationsklima entspricht etwa dem des übrigen Bundesgebietes, wobei es in Rheinland-Pfalz von Frauen mit und ohne Migrationshintergrund positiver bewertet wird als von Männern. In Bezug auf die aktive politisch-gesellschaftliche Teilhabe konnten – so wie im übrigen Bundesgebiet auch – Partizipationsdefizite bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund festgestellt werden. So ist die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund erheblich häufiger politisch aktiv und engagiert sich öfter in und außerhalb von Vereinen als Zugewanderte und ihre Nachkommen.

Die Expertise stützt sich auf eine Sonderauswertung des SVR-Integrationsbarometers 2020 und wurde im Auftrag des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Familie, Frauen, Kultur und Integration (MFFKI) erstellt.

Neue Diaspora? Engagement und transnationale Netzwerke der afghanischen und syrischen Communities in Deutschland

Policy Brief | Juni 2022

Die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen aus Afghanistan und Syrien ist im vergangenen Jahrzehnt infolge der Fluchtmigration stark gestiegen. Die Communities sind jung und heterogen, und ihre Mitglieder werden größtenteils dauerhaft in Deutschland bleiben. Mit ihnen sind neue Diaspora-Organisationen entstanden, die sich humanitär oder gesellschaftspolitisch für das jeweilige Herkunftsland bzw. ihre Communities in Deutschland engagieren. Der Policy Brief fasst aktuelle Zahlen und Fakten zur afghanistan- und syrienstämmigen Bevölkerung in Deutschland zusammen und präsentiert auf der Basis von zwei wissenschaftlichen Expertisen erste Befunde zu den Strukturen und Tätigkeitsfeldern der Diaspora-Organisationen. Die Publikation ist Teil eines breit angelegten Forschungsprojekts. In dessen Rahmen analysiert der wissenschaftliche Stab des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR), wie das zivilgesellschaftliche und transnationale Engagement der afghanischen und syrischen Communities in Deutschland zu verstehen ist und welche gesellschaftspolitischen Chancen und Herausforderungen sich daraus ergeben.

Ein Videostatement der Autorin Karoline Popp können Sie sich ansehen, wenn Sie diesem Link zur Videoplattform YouTube folgen.

Systemrelevant: Migration als Stütze und Herausforderung für die Gesundheitsversorgung in Deutschland

Jahresgutachten 2022

Jahresgutachten | Mai 2022

Ein funktionierendes Gesundheitssystem ist maßgeblich für das Wohlergehen einer Gesellschaft. Im Jahresgutachten 2022 stellt der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) fest, dass Fachkräfte mit Zuwanderungsgeschichte einen unverzichtbaren Beitrag zum deutschen Gesundheitssystem leisten. Um die Versorgung auch künftig zu gewährleisten, sieht er Nachbesserungsbedarf bei der Anerkennung ausländischer Qualifikationen und der Nachqualifizierung. Prozesse müssen vereinfacht, beteiligte Behörden stärker verzahnt und die Zuwanderung in die Ausbildung mehr gefördert werden. Auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie mahnt der SVR zudem an, die Arbeitsbedingungen grundlegend zu verbessern. Um eine chancengleiche und herkunftsunabhängige Gesundheitsversorgung sicherzustellen gilt es, das Gesundheitswesen diversitätssensibler zu gestalten.

Videostatement der SVR-Vorsitzenden Prof. Petra Bendel zur Veröffentlichung des Jahresgutachtens (Link bewirkt Weiterleitung zu YouTube)

Videostatement des Stellv. SVR-Vorsitzenden Prof. Daniel Thym zu einer diversitätssensiblen Gesundheitsversorgung (Link bewirkt Weiterleitung zu YouTube)

Integration gelungen? Lebenswelten und gesellschaftliche Teilhabe von (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedlern

Studie | März 2022

(Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedler stellen mit derzeit ca. 2,6 Millionen in Deutschland lebenden Menschen eine der größten Zuwanderungsgruppen dar, zu der es jedoch kaum aktuelle und umfassende Studien gibt. Daher hat der wissenschaftliche Stab des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) in Kooperation mit dem Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) den aktuellen Stand der Integration und Teilhabe von (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedlern untersucht. Auf Basis aktueller Daten des Mikrozensus sowie des SVR-Integrationsbarometers wurden strukturelle, soziale und kulturell-identifikatorische Teilhabeaspekte sowie die politischen Einstellungen der (Spät-)Aussiedlerbevölkerung analysiert und der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund sowie anderen selbst Zugewanderten gegenübergestellt.

Die Analyse zeigt: (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedler sind insgesamt gut integriert, verfügen über eine hohe Arbeitsmarktbeteiligung, gute Deutschkenntnisse und zahlreiche Kontakte zu Deutschen ohne Migrationshintergrund. Zugewanderte mit (Spät-)Aussiedlerstatus, die aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion stammen, finden sich im direkten Vergleich mit (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedler aus anderen Herkunftsländern allerdings vielfach in einer ungünstigeren Position: Sie sind im Durchschnitt ökonomisch etwas schlechter gestellt, haben geringere deutsche Sprachkenntnisse und bezeichnen sich seltener als politisch interessiert bzw. kompetent. Diese Unterschiede stehen nicht zuletzt in Zusammenhang mit dem Bildungsniveau und ihrer durchschnittlich kürzeren Aufenthaltsdauer in Deutschland.

Das Forschungsvorhaben wurde durch eine Zuwendung des BAMF gefördert.

Ein Videostatement des Co-Autors Dr. Nils Friedrichs können Sie sich ansehen, wenn Sie diesem Link zur Videoplattform YouTube folgen.

 In Folge 25 des Podcasts "Steppenkinder. Der Aussiedler Podcast" spricht Dr. Nils Friedrichs über die Studienergebnisse (Link bewirkt Weiterleitung zu den Seiten des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte).

Akademische Viertelstunde: In einem Videobeitrag stellt Dr. Nils Friedrichs die Ergebnisse der Studie vor (Link bewirkt Weiterleitung zum YouTube-Kanal des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR)).

Stellungnahme zum Antrag der Abgeordneten des SSW sowie zum Alternativantrag der Fraktion der SPD im Landtag Schleswig-Holstein zu einer Reform des Wahlrechts

Stellungnahme | Januar 2022

Der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) wurde eingeladen, zum Antrag der Abgeordneten des Südschleswigschen Wählerverbands (SSW) – „Kommunalwahlrecht für alle einführen“ – sowie zum Alternativantrag der Fraktion der SPD – „Für ein zeitgemäßes Wahlrecht“ – anlässlich einer Anhörung im Innen- und Rechtsausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtags Stellung zu nehmen. Das in beiden Anträgen zum Ausdruck gebrachte Ziel der Schaffung eines kommunalen Wahlrechts für Drittstaatsangehörige wird vom SVR unterstützt. Skeptisch steht der SVR hingegen der Einführung eines Landtagswahlrechts für Unionsbürgerinnen und Unionsbürger gegenüber. Aus Sicht des SVR ist eine europaweit abgestimmte Stärkung der Unionsbürgerschaft und ein damit verbundenes europaweites Wahlrecht für Bürgerinnen und Bürger der EU einem nationalen Alleingang vorzuziehen. Gleichzeitig gilt es, Einbürgerung insgesamt attraktiver zu machen, z. B. durch die Reduzierung der Mindestaufenthaltszeit in Deutschland als auch die Verkürzung von Wartezeiten bei Beratung und Antragsbearbeitung im Verfahren selbst.

Integration in Schleswig-Holstein. Sonderauswertung des SVR-Integrationsbarometers 2020

Expertise | November 2021

Der Stand der Integration in Schleswig-Holstein kann insgesamt als positiv bewertet werden. Das hat eine Befragung von Personen mit wie ohne Zuwanderungsgeschichte ergeben, die für das SVR-Integrationsbarometer 2020 durchgeführt wurde. Das Integrationsklima wird von beiden Bevölkerungsgruppen ähnlich hoch eingeschätzt. Dabei hat die Mehrheit der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte häufig oder sehr häufig Kontakt zu Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte. Ihre Erfahrungen sind überwiegend „sehr positiv“ oder „eher positiv“. Zudem haben die meisten Zugewanderten und ihre Nachkommen in Schleswig-Holstein eine enge Bindung zu ihrem Wohnort entwickelt. Diese ist tendenziell stärker als bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Etwas schlechter als im übrigen Bundesgebiet beurteilen Zugewanderte in Schleswig-Holstein dagegen ihre Deutschkenntnisse; dies gilt insbesondere für Frauen mit Migrationshintergrund.

Die Expertise stützt sich auf eine Sonderauswertung des SVR-Integrationsbarometers 2020 und wurde im Auftrag des schleswig-holsteinischen Ministeriums für Inneres, ländliche Räume, Integration und Gleichstellung erstellt.