Pressemitteilung – Forschungsbereich

CDU und CSU sind erstmals die beliebtesten Parteien bei Zuwanderinnen und Zuwanderern

Welche Parteien punkten bei Zuwanderinnen und Zuwanderern? Der SVR-Forschungsbereich hat Daten des SVR-Integrationsbarometers 2018 ausgewertet und nach Herkunftsgruppen aufgeschlüsselt. Das Ergebnis: Die Parteipräferenzen von Personen mit Migrationshintergrund haben sich in den letzten beiden Jahren erneut stark gewandelt. Menschen mit Migrationshintergrund bevorzugen nicht länger mehrheitlich die Parteien links der Mitte. So hat insbesondere bei den Türkeistämmigen die SPD an Beliebtheit verloren, von dieser Verschiebung profitieren vor allem die Unionsparteien.

Berlin, 27. September 2018. In Bayern und Hessen stehen Landtagswahlen vor der Tür. Nicht nur dort steigt die Zahl der Wahlberechtigten mit Zuwanderungsgeschichte. Mehr als ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland hatte 2017 einen Migrationshintergrund, ihr Anteil wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Wahlberechtigte mit Migrationshintergrund (deutsche Staatsangehörige) machten bei der letzten Bundestagswahl 10,2 Prozent aller Wahlberechtigten aus – erstmals lag dieser Wert im zweistelligen Bereich. Für die politischen Parteien bieten die insgesamt 19 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland ein Potenzial nicht nur an Wählerinnen und Wählern, sondern auch an Mitgliedern und Funktionsträgerinnen und -trägern.

Der SVR-Forschungsbereich hat deutschlandweit Zuwanderinnen und Zuwanderer befragt, welche Partei ihnen am besten gefällt. Dabei zeigt sich im Vergleich zur Untersuchung von 2016 erneut ein deutlicher Wandel: Die bei Zuwanderinnen und Zuwanderern beliebteste Partei ist nicht länger die SPD, sondern die CDU bzw. die CSU (43,2 %). Darauf folgen die SPD (25,0 %), Die Linke (10,1 %), Bündnis 90/Die Grünen (10,0 %) und die FDP (5,2 %). Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke haben damit im Vergleich zur vorhergehenden Befragung 3,2 respektive 1,2 Prozentpunkte verloren, während die FDP einen Zuwachs von 2,8 Prozentpunkten und die AfD von 3,0 Prozentpunkten auf 4,8 Prozentpunkte verzeichnet (bei den Befragten ohne Migrationshintergrund neigen 7,0 % der FDP zu und 9,6 % der AfD). Die gestiegenen Zustimmungswerte zur AfD bei der Zuwanderungsbevölkerung sind im Wesentlichen auf die deutlich gestiegene Zustimmung unter Spät-/Aussiedlerinnen und Spät-/Aussiedlern (von 4,7 auf 12,0 %) zurückzuführen. Bei ihnen verzeichnen auch die FDP (von 0,7 auf 7,9 %) und Die Linke einen deutlichen Anstieg (von 11,5 auf 15,6 %).

Die vormals starken Sympathien der Bevölkerung mit Migrationshintergrund für die SPD haben deutlich abgenommen: um 15,1 Prozentpunkte. Das ist vor allem auf den deutlichen Vertrauensverlust bei den Türkeistämmigen zurückzuführen. Ihre Zustimmung zur SPD liegt nur noch bei 37,0 Prozent und hat sich damit fast halbiert (2016: 69,8 %). Dagegen verfünffacht sich ihre Zustimmung zu den Unionsparteien auf 32,9 Prozent. Die über viele Jahrzehnte stabile Bindung der Türkeistämmigen an die Sozialdemokraten besteht nicht mehr. Der deutliche Schwenk von der SPD zu den Unionsparteien ist auch bei den Zuwanderinnen und Zuwanderern aus nicht-europäischen Ländern („übrige Welt“) zu beobachten. Für die Menschen mit Migrationshintergrund aus EU-Staaten sind CDU/CSU mit 44,3 Prozent ebenfalls die beliebtesten Parteien. Nur 23,4 Prozent nannten die SPD als bevorzugte Partei.

„Das SVR-Integrationsbarometer 2018 bestätigt den Befund von 2016, dass Parteipräferenzen stark im Wandel sind. Die wachsende Gruppe der Zuwanderinnen und Zuwanderer zeigt sich in ihren Parteipräferenzen zunehmend wechselhaft. Historisch gewachsene Bindungen erodieren, insbesondere die zwischen der SPD und den Türkeistämmigen und zwischen der Union und den Personen mit Spät-/Aussiedlerstatus. Diese Befunde decken sich mit aktuellen Studien der Wahl- und Parteienforschung“, so Dr. Henriette Litta, welche die Publikation mitverfasst hat.

Die Daten wurden im Rahmen des Integrationsbarometers 2018 erhoben. Für das Integrationsbarometer wurden zwischen Juli 2017 und Januar 2018 insgesamt 9.298 Personen bundesweit telefonisch über Mobil- und Festnetznummern befragt. Davon waren 2.720 Personen ohne Migrationshintergrund, 1.438 Spät-/Aussiedlerinnen und Spät-/Aussiedler, 1.479 Türkeistämmige, 1.532 Zuwanderinnen und Zuwanderer aus einem EU-Land und 1.760 Personen mit einem Migrationshintergrund aus der „übrigen Welt“. Bei der Auswertung wird durch Gewichtungsfaktoren gewährleistet, dass die tatsächlichen Bevölkerungsanteile von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund entsprechend widergespiegelt werden. Dadurch ist eine repräsentative Gesamtauswertung sichergestellt. Für die Auswertung der Parteipräferenzen wurden Befragte unter 18 Jahren aus der Analyse ausgeschlossen.

Die Kurzinformation samt Grafiken finden Sie hier.

Das SVR-Integrationsbarometer 2018 samt Grafiken und Methodenbericht finden Sie hier.

Die Pressemitteilung können Sie hier herunterladen.

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