Barometer

Integrationsbarometer 2022

SVR-Integrationsbarometer | Integrationsklima 2022: Leicht verbessert mit einzelnen Eintrübungen (barrierefrei)

Methodenbericht zum Integrationsbarometer 2022

Integration in Rheinland-Pfalz. Sonderauswertung des SVR-Integrationsbarometers 2022 (barrierefrei)

Integration in Schleswig-Holstein. Sonderauswertung des SVR-Integrationsbarometers 2022 (barrierefrei)

Das SVR-Integrationsbarometer 2022 bildet das Integrationsklima in der Einwanderungsgesellschaft ab und erhebt Einschätzungen und Einstellungen zu integrations- und migrationsspezifischen Themen. Die vierte bundesweite Erhebung mit über 15.000 Befragten ist sowohl auf Bundesebene als auch auf Länderebene repräsentativ für die Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund, auf Bundesebene auch für die verschiedenen Herkunftsgruppen.

Das Integrationsklima zeigt sich als außerordentlich stabil. Im Vergleich zur vorherigen Erhebung im Jahr 2019/20 lässt sich über alle Herkunftsgruppen hinweg sogar eine weitere positive Entwicklung feststellen: Der Integrationsklima-Index (IKI) steigt von 66,3 auf 68,5 Punkte. Besonders unter Personen ohne Migrationshintergrund verbesserte sich das Integrationsklima in den vergangenen zwei Jahren um 2,5 Punkte auf 68,1 IKI-Punkte. Unter Personen mit Migrationshintergrund erhöht sich der Integrationsklima-Index um 1,3 Punkte auf insgesamt 70,1 IKI-Punkte.

Beim Integrationsklima-Index geht es um Erfahrungen und Beziehungen von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Er erfasst alltagsnahe Situationen und reflektiert damit persönliche Perspektiven. Über 90 Prozent der Befragten bewerten ihren persönlichen Kontakt zu Menschen unterschiedlicher Herkunft im aktuellen Integrationsbarometer als außerordentlich positiv.

In die Befragungszeit (November 2021 bis Juli 2022) fiel auch der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine, was im Kriegsverlauf zu einer großen Fluchtbewegung aus der Ukraine in die Nachbarländer und auch nach Deutschland führte. Ein eindeutiger Einfluss des Krieges auf die Befragungsergebnisse lässt sich allerdings nicht erkennen. Hier zeigt sich erneut, dass sich kurzfristige Veränderungen nicht unmittelbar auf das alltägliche Zusammenleben in Vielfalt, das der IKI misst, auswirken.

Das Punktdiagramm zeigt wöchentliche Mittelwerte des Integrationsklima-Index über den Erhebungszeitraum. Es gibt je ein Diagramm für Personen ohne und mit Migrationshintergrund. Eine gestrichelte Linie markiert den Zeitpunkt des russischen Einmarsches in die Ukraine. Die wöchentlichen Mittelwerte des Integrationsklima-Index schwanken sowohl unter Personen mit als auch ohne Migrationshintergrund unsystematisch, sodass kein klarer Trend ersichtlich ist.

Während der persönliche Kontakt in der diversen Bevölkerung als Bereicherung empfunden wird, verschlechtern Diskriminierungswahrnehmungen die Einschätzung des Integrationsklimas. Hiervon sind Türkeistämmige besonders betroffen, von denen jede bzw. jeder Fünfte über sehr starke oder eher starke Benachteiligungserfahrungen berichtet. Gleichbehandlung bei der Arbeit und in der Schule sehen viele Menschen in Deutschland unabhängig von ihrer Herkunft nicht als gegeben: Ein knappes Drittel der Befragten sieht im Bildungswesen Gleichstellungshindernisse für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte; auf dem Arbeitsmarkt ist es mehr als die Hälfte.

Das Balkendiagramm stellt die Zustimmung zu zwei Aussagen dar. Erstens „Deutsche Schüler und Schüler mit Migrationshintergrund werden bei gleicher Schulleistung gleich benotet.“ und zweitens „Deutsche und Migranten haben auf dem Arbeitsmarkt bei gleicher Qualifikation die gleichen Chancen“. Die Abbildung zeigt, dass Türkeistämmige zu 45,8 Prozent „eher nicht“ oder „gar nicht“ an eine Gleichbehandlung von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Migrationshintergrund glauben. Außerdem bezweifelt eine Mehrheit der Befragten, dass Menschen mit bzw. ohne einen Migrationshintergrund bei gleicher Qualifikation die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Personen ohne Migrationshintergrund und Türkeistämmige sind hier besonders skeptisch. Zwei Drittel von ihnen (65,3 bzw. 68,6 %) sehen keine Gleichbehandlung auf dem Arbeitsmarkt.

Unterschiede in der Wahrnehmung des Integrationsklimas ergeben sich aufgrund sozialer Merkmale der Befragten wie Alter, Geschlecht und Bildungsniveau. Generell schätzen junge Menschen, Frauen und Personen mit einem hohen Bildungsstand das Integrationsklima positiver ein als ältere Personen, Männer und Menschen mit einem niedrigen Bildungsstand. Mit Blick auf Wahrnehmungsunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland, die stark mit den vorhandenen interethnischen Kontakten zusammenhängen, zeigt das aktuelle SVR-Integrationsbarometer, dass sich ost- und westdeutsche Personen ohne Migrationshintergrund in ihrer Wahrnehmung des Integrationsklimas angenähert haben. Dies ist besonders bei den jüngeren Menschen der Fall.

Das Punktdiagramm stellt den Integrationsklima-Index im Zeitverlauf dar. Abgebildet sind Werte für Personen ohne Migrationshintergrund in Westdeutschland (inkl. Berlin) und Ostdeutschland. Es gibt jeweils eine Abbildung für sechs einzelne Altersgruppen. Auffällig ist, dass sich abweichende Wahrnehmungen des Integrationsklimas zwischen Ost- und Westdeutschen vor allem unter den 25- bis 34-Jährigen zeigten. Hier lag die Differenz im Jahr 2017/18 bei 17,4 IKI-Punkten. In dieser Altersgruppe haben sich die abweichenden Wahrnehmungen in den folgenden Jahren fast gänzlich angeglichen.

In der aktuellen Befragung zum SVR-Integrationsbarometer wurden zudem Einstellungen zur Demokratie erhoben. Hier zeigt sich ein breiter gesellschaftlicher Konsens: Unabhängig von ihrer Herkunft halten neun von zehn Befragten grundlegende Prinzipien des demokratischen Systems wie Rechtsstaatlichkeit und Minderheitenschutz für wichtig. Hinsichtlich der politischen Teilhabe zeigt das SVR-Integrationsbarometer jedoch erneut: Deutsche Staatsangehörige mit Zuwanderungsgeschichte nehmen ihr Wahlrecht deutlich seltener wahr, auch wenn sie freie und faire Wahlen grundsätzlich als genauso wichtig erachten wie Personen ohne Migrationshintergrund.

Das Säulendiagramm zeigt die berichtete Wahlbeteiligung bei der 20. Bundestagswahl am 26. September 2021 nach Herkunftsgruppen der Befragten. Es zeigt sich, dass deutsche Staatsangehörige mit Migrationshintergrund eine geringere Wahlbeteiligung aufweisen als Personen ohne Migrationshintergrund. Die Wahlbeteiligung von Personen mit Migrationshintergrund liegt mit 70,4 Prozent deutlich unter derjenigen von Personen ohne Migrationshintergrund, die zu 87,9 Prozent davon berichten, an der Wahl teilgenommen zu haben. Wenngleich dieser Abstand mit 17,5 Prozentpunkten sehr beträchtlich ist, finden sich noch deutlichere Differenzen, wenn nach einzelnen Herkunftsgruppen unterschieden wird.

Für die Studie wurden zwischen Ende November 2021 und Anfang Juli 2022 insgesamt 15.005 Personen interviewt. Davon waren 8.005 Menschen ohne Migrationshintergrund, 1.204 (Spät‑)Aussiedlerinnen und (Spät‑)Aussiedler, 980 Türkeistämmige, 1.987 Zuwanderinnen und Zuwanderer aus EU-Ländern und 2.829 Personen der Herkunftsgruppe „übrige Welt“. Um Aussagen auf Bundeslandebene treffen zu können, hat der SVR in jedem Bundesland mindestens 500 Menschen ohne und weitere 500 mit Migrationshintergrund befragt. In den ostdeutschen Flächenländern wurden aufgrund des geringeren Anteils an der Gesamtbevölkerung neben 500 Befragten ohne Migrationshintergrund lediglich 300 Personen mit Migrationshintergrund interviewt.


Weitere Informationen

Presseinformation zum SVR-Integrationsbarometer 2022

Zusammenfassung des SVR-Integrationsbarometers 2022

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Videos

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Was ist das SVR-Integrationsbarometer? Das erklärt die SVR-Vorsitzende Prof. Petra Bendel in einem Video.

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SVR-Mitglied Prof. Marc Helbling berichtet Ergebnisse des SVR-Integrationsbarometers 2022 im Video.


Über das SVR-Integrationsbarometer

Das Integrationsbarometer ist eine repräsentative Bevölkerungsumfrage unter Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland. Es misst das Integrationsklima in der Einwanderungsgesellschaft und erhebt Einschätzungen und Erwartungen der Bevölkerung mit Blick auf Integration und Migration sowie auf Integrations- und Migrationspolitik. Das SVR-Integrationsbarometer 2020 wurde erstmals gemeinsam vom Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat sowie von den Ländern gefördert. Damit ist das Integrationsbarometer zu einem Bund-Länder-Barometer erweitert worden, das auch Auswertungen auf Ebene aller Länder ermöglicht. Die 18. Integrationsministerkonferenz im April 2023 hat sich für die Fortsetzung der Bund-Länder-Finanzierung des Integrationsbarometers ausgesprochen. Das für 2024 geplante Integrationsbarometer kann dadurch ebenfalls mit einer deutlich aufgestockten Stichprobe umgesetzt werden.

Ein Alleinstellungsmerkmal des Barometers ist, dass es die Sichtweisen und Bewertungen auf beiden Seiten der Einwanderungsgesellschaft erfasst. Es ergänzt somit Statistiken, die nur die Mehrheitsbevölkerung oder nur die Zuwandererbevölkerung in den Blick nehmen. Eine Stärke ist die hohe Zahl an Befragten mit Migrationshintergrund. Das Integrationsbarometer ist eine der größten repräsentativen Befragungen von Zuwanderinnen und Zuwanderern in Deutschland. Die große Stichprobe ermöglicht detaillierte Analysen innerhalb der Bevölkerung mit Migrationshintergrund, z. B. nach Herkunftsgruppe oder sozialem Status. Bei der Auswertung wird durch Gewichtungsfaktoren gewährleistet, dass die tatsächlichen Bevölkerungsanteile von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund entsprechend widergespiegelt werden. Dadurch ist eine repräsentative Gesamtauswertung sichergestellt.

Für das Integrationsbarometer werden alle zwei Jahre Personen in einem wissenschaftlichen Verfahren nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und telefonisch befragt. Für das Integrationsbarometer 2018 wurden über 9.000 Personen befragt. Die Stichprobe wurde für das Bund-Länder-Integrationsbarometer 2020 weiter deutlich aufgestockt (15.000 Befragte), so dass auch Auswertungen auf Ebene aller Länder möglich sind. Für die Jahresgutachten 2011 und 2013 wurde in verringertem Umfang ein Migrationsbarometer zu migrationspolitischen Fragestellungen durchgeführt.


Datenzugang

Die Daten des SVR-Integrationsbarometers werden im Sinne der guten wissenschaftlichen Praxis (DFG-Leitlinien zum Umgang mit Forschungsdaten) in der Regel ca. ein halbes Jahr nach Erstveröffentlichung durch den SVR beim RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung interessierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zur Verfügung gestellt (Datenangebot des Forschungsdatenzentrums Ruhr am RWI). Die Daten des SVR-Integrationsbarometers 2022 sind entsprechend seit April 2023 beim RWI abrufbar.

Vorjahre

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