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Ein Mensch – ein Thema

Zukunftsthema Pflege: Warum Deutschland hier handeln muss

Oberhausen, November 2014. Bereits heute sind die Folgen des demografischen Wandels in Deutschland – aber auch in anderen europäischen Staaten – spürbar: die Bevölkerung schrumpft und altert. So wird sich beispielsweise – laut Berechnungen der UN – bei einer gleichbleibenden Geburtenrate der Anteil der über 65-Jährigen von gegenwärtig ca. 20 Prozent bis 2050 auf etwa ein Drittel erhöhen. Der dadurch bedingte Rückgang der erwerbsfähigen Bevölkerung führt zu Fachkräfteengpässen in vielen Branchen und Regionen. Im Bereich der Alten- und Krankenpflege ist die Dramatik dieser Entwicklung jetzt schon besonders deutlich: Bereits heute fehlen in Deutschland qualifizierte Pflegekräfte. Dieser Trend wird sich durch die überalternde Bevölkerung in Zukunft verschärfen: Mehr älteren Menschen stehen immer weniger junge Menschen gegenüber. Die Zuwanderung von Pflegekräften leistet daher einen wichtigen Beitrag, die Folgen dieser Entwicklung zumindest abzufedern.

Foto: Marta Batorek | (c) SVR/Simon Bierwald
Marta Batorek, Foto: SVR/Simon Bierwald

Wir stellen Ihnen Marta Batorek vor, die aus Polen stammt und nun als stellvertretende Pflegedienstleitung in Oberhausen arbeitet.

Marta Batorek ist in der Nähe von Kattowitz (Polen) aufgewachsen. Sie kam mit 20 Jahren mit ihrem damaligen Mann nach Deutschland. „Ich hatte keine großen Bedenken, ich war jung. Da überlegt man nicht lange, man handelt.“ Da ihr Mann als Spätaussiedler die deutsche Staatsangehörigkeit bekommen hatte, gab es bei der Übersiedlung kaum Schwierigkeiten und Marta Batorek erhielt selbst ohne großen Aufwand die deutsche Staatsangehörigkeit. Eine Herausforderung war jedoch, dass sie kaum Deutsch sprach. „Ich hatte aber großes Glück und durfte ein ganzes Jahr lang einen Deutschkurs besuchen. Das hat mir sehr geholfen, denn amAnfang traute ich mich kaum zu sprechen.“

Da sie ohne Ausbildung nach Deutschland gekommen war, wollte sie schnellstmöglich arbeiten, um finanzielle Sicherheit zu haben. Sie fand sofort einen Job als Putzhilfe – über eine Annonce. Nach einiger Zeit kristallisierte sich heraus, dass sie im Pflegebereich tätig sein wollte. Der Wunsch nach einer festen Anstellung brachte sie zur Diakonie, wo sie zunächst als Haushaltshilfe arbeitete. Schon bald absolvierte sie eine dreijährige Ausbildung zur Altenpflegerin und war bei ambulanten Pflegediensten und in Altenheimen tätig, bevor sie als Pflegefachkraft bei der Ruhrwerkstatt in Oberhausen anfing. Dort hat Marta Batorek nach einer zweijährigen Fortbildung mittlerweile die stellvertretende Pflegedienstleitung übernommen.

„Zwischen Polen und Deutschland gibt es für mich kaum Unterschiede in der Mentalität, aber gerade mein Beruf hat mir gezeigt, was ich an Deutschland besonders schätze: Hier kann ein Mensch in Würde alt werden. Er ist durch Rente und Krankenversicherung abgesichert. Der Gedanke daran, dass meine Eltern, die in Polen leben, einmal pflegebedürftig werden, macht mir Sorgen. Polen hat in diesem Bereich noch großen Nachholbedarf.“

Eine Rückkehr kann sie sich nicht vorstellen. „Ich bin deutsche Staatsbürgerin, meine Heimat ist hier und ich fühle mich auch mehr als Deutsche. Polin zu sein hat sich mit der Zeit sehr verwischt, das ist mir sehr fern geworden.“