Entstehungsgeschichte
Sachverständigenrat für Integration und Migration in Bundesförderung
Die Bundesregierung hat am 2. Dezember 2020 die Einrichtung eines Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) beschlossen. Damit wird der SVR seit Januar 2021 vollständig institutionell vom Bund gefördert. Das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) (ehemals Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat) hat die Finanzierung übernommen. Der SVR setzt die Arbeit des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration fort, der 2008 von einem Konsortium privater Stiftungen gegründet wurde.
Die Stiftungsinitiative
Die Initiative zur Gründung des Sachverständigenrats ging 2008 von der Stiftung Mercator und der VolkswagenStiftung aus, der sich sechs weitere namhafte deutsche Stiftungen für eine gemeinsame Förderung des SVR anschlossen. Eine solche Allianz war damals ein Novum in der Stiftungslandschaft. Der Initiative lag der Befund zu Grunde, dass es einer unabhängigen Institution der wissenschaftlichen Politikberatung in diesem komplexen und emotionalisierten Themenfeld bedarf. Als Ziel und Aufgabe des SVR formulierte das Förderkonsortium bei Gründung, die wissenschaftlich fundierte und handlungsorientierte Politikberatung im Themenfeld Integration und Migration sowie die kritische Politikbegleitung. Gründungsvorsitzender war der renommierte Migrationsforscher Prof. Dr. Klaus J. Bade, der auch die Idee zur Gründung des Sachverständigenrats und zum Integrationsbarometer gegeben hatte. Im Jahr 2012 übernahm die Juristin Prof. Dr. Christine Langenfeld den Vorsitz bis zu ihrer Berufung zum Bundesverfassungsgericht im Jahr 2016. Danach stand dem Rat der Ökonom Prof. Dr. Thomas K. Bauer bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2019 vor.
Seit dem 1. Januar 2009 unterstützt eine Geschäftsstelle mit Sitz in Berlin die Arbeit des Sachverständigenrats. Erste Geschäftsführerin war Dr. Gunilla Fincke.
Die fördernden Stiftungen
Seit seiner Gründung im Jahr 2008 bis Dezember 2020 wurde der SVR von einem breiten Konsortium von Stiftungen gefördert:
Stiftung Mercator (2008–2020)
VolkswagenStiftung (2008–2020)
Bertelsmann Stiftung (2008–2020)
Freudenberg Stiftung (2008–2020)
Gemeinnützige Hertie-Stiftung (2008–2014)
Körber-Stiftung (2008–2014)
Robert Bosch Stiftung (2014–2020)
Stifterverband (2013–2020)
Vodafone Stiftung Deutschland (2008–2020)
ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius (2008–2012)
Gründung des Forschungsbereichs beim Sachverständigenrat
Im November 2011 wurde als Ergänzung des Sachverständigenrats der Forschungsbereich eingerichtet, der eigenständige, anwendungsorientierte Forschungsprojekte in den Themenbereichen Integration und Migration durchführt. Ein Schwerpunkt lag hierbei auf dem Thema Bildung. Die Grundfinanzierung des Forschungsbereichs wurde bis Ende 2020 von der Stiftung Mercator getragen. Einzelne Studien und Forschungsprojekte wurden beispielsweise von der Robert Bosch Stiftung, dem Stifterverband und der Vodafone Stiftung Deutschland gefördert. Seit 2021 setzt der erweiterte wissenschaftliche Stab des Sachverständigenrats die Arbeit des SVR-Forschungsbereichs fort.
Höhepunkte in der Geschichte des SVR
Prof. Dr. Hans Vorländer wird neuer Vorsitzender
Die Mitglieder des Sachverständigenrats wählten im Januar 2023 Prof. Dr. Hans Vorländer zum neuen Vorsitzenden. Der Politikwissenschaftler gehört dem Rat seit 2018 an. Zur stellvertretenden Vorsitzenden wählten die SVR-Mitglieder Prof. Dr. Birgit Leyendecker, die seit 2019 Mitglied des SVR ist. Der Wechsel an der Spitze des Rats erfolgte aufgrund des turnusmäßigen Ausscheidens der langjährigen Mitglieder Prof. Dr. Petra Bendel und Prof. Dr. Daniel Thym.
Staffelstabübergabe vom Stiftungskonsortium in die Bundesförderung am 16.12.2020
Der Bund übernimmt die Förderung des Sachverständigenrats für Integration und Migration. Die Presseinformation können Sie unter diesem Link lesen und herunterladen.
Bund und Länder treten in Projektfinanzierung ein
Die Finanzierung der Arbeit des SVR wurde neugeordnet, als Mitte 2019 der Bund in die Projektfinanzierung eintrat. Die Zuwendung des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat umfasste Projektmittel aus dem Bundeshaushalt für das Jahresgutachten 2020 und das SVR-Integrationsbarometer 2020. An den Kosten für das SVR-Integrationsbarometer beteiligten sich auch die Bundesländer.
Prof. Dr. Petra Bendel übernimmt den Vorsitz
Die Mitglieder des Sachverständigenrats wählten im Juni 2019 Prof. Dr. Petra Bendel zur neuen Vorsitzenden. Die Politikwissenschaftlerin gehört dem Rat seit 2016 an. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wählten die SVR-Mitglieder den Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Daniel Thym, ebenfalls seit 2016 Mitglied des SVR. Der ehemalige Vorsitzende Prof. Thomas K. Bauer und der Stellvertretende Vorsitzende Hacı Halil Uslucan schieden turnusgemäß aus.
10 Jahre SVR
Im November 2018 feierte der SVR sein zehnjähriges Bestehen. In Berlin blickten die fördernden Stiftungen, die gegenwärtigen und ehemaligen SVR-Mitglieder sowie die SVR-Geschäftsstelle gemeinsam mit Gästen aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft auf die integrations- und migrationspolitischen Entwicklungen des letzten Jahrzehnts und die Beiträge des SVR zurück.
Pressemitteilung: Mit Fakten Brücken bauen – SVR feiert zehn Jahre Politikberatung
Prof. Dr. Thomas K. Bauer wird neuer Vorsitzender
Im September 2016 wählten die Sachverständigen das SVR-Mitglied Prof. Thomas K. Bauer zum neuen Vorsitzenden des Sachverständigenrats. Der Ökonom gehört dem Expertengremium seit dem 1. September 2011 an. Prof. Dr. Haci Halil Uslucan wurde auf derselben Sitzung im Amt des stellvertretenden Vorsitzenden bestätigt. Seit Januar 2019 unterstützen Prof. Dr. Petra Bendel und Prof. Dr. Haci Halil Uslucan gemeinsam den Vorsitzenden als Stellvertretung.
Dr. Cornelia Schu wird SVR-Geschäftsführerin
An der Spitze der SVR-Geschäftsstelle erfolgte 2014 ebenfalls ein Wechsel. Dr. Cornelia Schu übernahm zum 1. Juni die Geschäftsführung des SVR. Derzeit sind in der SVR-Geschäftsstelle ca. 20 feste und projektgebundene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig.
5 Jahre Sachverständigenrat
Pressemitteilung vom 15. Oktober 2013:
Fünf Jahre Sachverständigenrat: Unabhängig, interdiszipliär und parteipolitisch neutral
Prof. Dr. Christine Langenfeld übernimmt Vorsitz
Im Juli 2012 übernahm Prof. Dr. Christine Langenfeld den Vorsitz des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration. Die Juraprofessorin gehörte dem SVR seit der ersten Stunde an. Sie übte dieses Amt bis zum 8. Juli 2016 aus. An diesem Tag wählte der Bundesrat Prof. Christine Langenfeld zur Richterin des Bundesverfassungsgerichts.
Dokumente zur Gründung des Sachverständigenrats:
Pressekonferenz vom 15. Oktober 2008 in Berlin
Rede von Prof. Dr. Klaus Bade, Vorsitzender des Sachverständigenrats
Rede von Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung
Rede von Rüdiger Frohn, Vorsitzender des Kuratoriums des Sachverständigenrats
Stimmen zur Gründung des SVR
„Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration kann der Politik wichtige Hinweise geben und entscheidend dazu beitragen, dass wir gemeinsam die Herausforderungen von Integration und Migration meistern.“
Prof. Dr. Maria Böhmer
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (2005–2013)
„Der Sachverständigenrat für Integration und Migration schließt eine Lücke, die viel zu lange klaffte, seit die alte rot-grüne Bundesregierung 2005 den Zuwanderungsrat abgeschafft hat.“
Armin Laschet
Integrationsminister des Landes Nordrhein-Westfalen (2005–2010)
„Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration ist ein einzigartiges Projekt der Zivilgesellschaft für den wir international ausgewiesene Experten finden wollten. Das ist uns nach intensiver Recherche und vielen Gesprächen gelungen. Die Mitglieder des Sachverständigenrats werden die integrations- und migrationspolitischen Entwicklungen in Deutschland künftig unabhängig begleiten und beurteilen.“
Prof. Dr. Rita Süssmuth
Bundestagspräsidentin a. D. und Vorsitzende der Findungskommission des SVR