Veranstaltungen – Sachverständigenrat
Flüchtlingsintegration in NRW – Viel geschafft, noch viel zu tun
Fachgespräch zum SVR-Jahresgutachten am 6. Juni 2019 in Düsseldorf
Im Rahmen seiner regionalen Fachgespräche stellte der SVR das aktuelle Jahresgutachten „Bewegte Zeiten: Rückblick auf die Integrations- und Migrationspolitik der letzten Jahre“ am 6. Juni bei einem Fachgespräch in Düsseldorf vor. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Frage nach den Herausforderungen der Flüchtlingsintegration in den Arbeitsmarkt, das Bildungssystem und die Gesellschaft in NRW.
Der SVR-Kuratoriumsvorsitzende Rüdiger Frohn begrüßte die Teilnehmenden und verwies auf die Stiftungsinitiative zur Gründung des SVR vor gut zehn Jahren; der SVR habe sich mit seinen Analysen zur Integrations- und Migrationspolitik als wichtige wissenschaftliche Instanz der Politikberatung etabliert. Der stellvertretende Vorsitzende Prof. Dr. Hacı Halil Uslucan stellte die Kernergebnisse des Jahresgutachtens vor und ging dabei auf die Flüchtlingsintegration in NRW ein. Er betonte, dass Sprache nicht nur ein Schlüsselfaktor für die Teilhabe von Flüchtlingen am Arbeitsmarkt, im Bildungssystem und in der Gesellschaft sei. Sprache sei darüber hinaus bedeutsam für das Gefühl von Zugehörigkeit und ermögliche gegenseitige Kommunikation, wodurch Stereotype und Vorurteile abgebaut werden könne. Uslucan bilanzierte, dass die Sprachkenntnisse der neu zugewanderten Flüchtlinge sich in den letzten Jahren bereits erheblich verbessert haben. Hierzu hätten die Integrationskurse maßgeblich beigetragen. Daher empfehle der SVR, so Uslucan, den raschen Zugang zu Integrationskursen für alle Zugewanderten sowie eine umfassende unabhängige Evaluation.
Neben fehlenden Deutschkenntnissen könnten fehlende, nicht anerkannte oder nicht verwertbare berufliche Qualifikationen, rechtliche Unsicherheit oder Einschränkungen sowie fehlende Netzwerke die Integration in den Arbeitsmarkt erschweren. Der SVR empfehle daher, durch rasche, transparente und rechtssichere Asylverfahren schnell Klarheit über die Aufenthaltsperspektive zu bringen und durch längere Sprachlern- und Qualifizierungsphasen den Flüchtlingen auf mittel- bis langfristige Sicht anspruchsvollere Tätigkeiten zu ermöglichen.
Wie Uslucan herausstellte, verlief in NRW die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen bisher positiv und entspreche damit dem Bundestrend, die Arbeitslosenquote sei seit 2017 entsprechend gesunken. Geflüchtete Frauen seien jedoch seltener erwerbstätig als geflüchtete Männer, weshalb für diese Gruppe spezielle Unterstützungsangebote, wie der Ausbau von Kinderbetreuung oder die Teilnahme an Maßnahmen in Teilzeit, wichtig seien.
Die anschließende vertrauliche Diskussion mit den Teilnehmenden aus Landtag, Ministerien, Wirtschaft, Verbänden und Zivilgesellschaft wurde von der SVR-Geschäftsführerin Dr. Cornelia Schu moderiert. Neben weiterhin bestehenden Herausforderungen bei der Integration in Arbeitsmarkt und Bildungssystem war auch die Rolle von Migrantenorganisationen Thema. Dabei bestand Einigkeit, dass diese und das damit zusammenhängende ehrenamtliche Engagement eine wichtige Rolle für die gesellschaftliche Integration von Zugewanderten spielen.