Veranstaltungen – Sachverständigenrat

Flüchtlingsintegration – Viel geschafft, noch viel zu tun

Fachkonferenz anlässlich der Veröffentlichung des 10. SVR-Jahresgutachtens am 7.5.2019

Am 7. Mai 2019 stellte der SVR das neu erschienene Jahresgutachten mit dem Titel „Bewegte Zeiten: Rückblick auf die Integrations- und Migrationspolitik der letzten Jahre“ einem breiten Fachpublikum vor. An der Fachkonferenz nahmen rund 200 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung, Verbänden und Zivilgesellschaft teil.

In seinem neuen Jahresgutachten zeichnet der SVR die Entwicklung des empirisch nachweisbaren Migrations- und Integrationsgeschehens sowie der Integrations- und Migrationspolitik der letzten Jahre nach. Ein Schwerpunkt der Analyse liegt auf der Flüchtlingsintegration. Durch den hohen Flüchtlingszuzug wurden nicht nur die staatlichen Behörden, sondern auch der Arbeitsmarkt und das Bildungssystem einem Stresstest unterzogen. Während sich viele Bürgerinnen und Bürger für die soziale Integration der Schutzsuchenden stark machten und machen, betrachten andere ihr Kommen mit Skepsis. Die Flüchtlingsintegration stand im Mittelpunkt der Fachkonferenz.

Eröffnet wurde die Fachkonferenz von Winfried Kneip, Geschäftsführer der Stiftung Mercator, der die Arbeit des Rates an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politikberatung würdigte. Der SVR leiste einen Beitrag zur Sachorientierung in politisch und öffentlich brisanten Debatten. In seinem einführenden Vortrag erläuterte der SVR-Vorsitzende Prof. Dr. Thomas Bauer aktuelle Herausforderungen bei der Integration von Geflüchteten und fasste die Empfehlungen des Rates für die Bereiche Spracherwerb, Arbeitsmarktintegration und Bildungszugänge zusammen. Die Sprachkenntnisse der neu zugewanderten Flüchtlinge hätten sich in den letzten Jahren bereits deutlich verbessert. Die Arbeitsmarktintegration verlaufe besser als vielfach erwartet, allerdings stiegen Flüchtlinge vor allem in niedrig qualifizierten Segmenten des Arbeitsmarkts ein. Um eine nachhaltige Beschäftigungsentwicklung zu erreichen, müsse weiter in die Qualifizierung investiert werden. Prof. Bauer regte dazu eine stärkere Modularisierung von Ausbildungsgängen an. Im Bereich Bildung lenkte er den Blick besonders auf zwei Entwicklungen: Zum einen hat die Zahl der selbst zugewanderten Jugendlichen ohne Schulabschluss zuletzt zugenommen. Für diese jungen Menschen müssten flexiblere Zugänge bspw. zu den Berufsschulen geschaffen werden, damit sie Bildungsabschlüsse nachholen können. Zum anderen ist der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund, die Kindertageseinrichtungen besuchen, seit 2014 gesunken. Um hier gegenzusteuern, müssten vor allem die Betreuungskapazitäten ausgebaut und geflüchtete Familien gezielt angesprochen werden.

In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierte der SVR-Vorsitzende gemeinsam mit Katrin Gerdsmeier, Leiterin des Berliner Büros des Deutschen Caritasverbands e.V., Dr. Sandra Hartig, Bereichsleiterin des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, und  Suat Yilmaz, Leiter der Landesweiten Koordinierungsstelle Kommunale Integrationszentren NRW, über die aktuellen Probleme und Herausforderungen der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt und in das Bildungssystem.

Im Podiumsgespräch wurde mehrfach die Notwendigkeit passgenauer Unterstützung betont. Zwar gebe es viele gute Konzepte, diese kämen aber bisweilen nicht bei den Betroffenen an. Hierzu brauche es mehr individuelle Beratung und eine bessere Kooperation zwischen den unterschiedlichen Trägern. Katrin Gerdsmeier hob hervor, dass Integration möglichst früh einsetzen sollte. Die schematische Unterteilung von Asylsuchenden nach Bleibeperspektive, bei der nur jene mit guter Bleibeperspektive Zugang zu Integrationsangeboten erhalten, sei nicht hilfreich. Auch der Zugang zu Bildungseinrichtungen werde durch einen unsicheren Aufenthaltsstatus behindert. Suat Yilmaz unterstrich, dass der Flüchtlingszuzug Probleme verschärft habe, die bereits vorher bestanden. Er hob insbesondere hervor, dass der Bildungserfolg nach wie vor zu stark von der sozialen Herkunft abhänge. Das gelte für alle Schülerinnen und Schüler, Geflüchtete seien hier keine Ausnahme. Die individuelle Förderung müsse daher für alle verbessert werden. Als eine Möglichkeit nannte er die aufsuchende Beratung, um sicherzustellen, dass auch solche Personen erreicht werden, die Integrations- oder Förderangebote nicht von selbst wahrnehmen. Dr. Sandra Hartig berichtete aus der Ausbildungspraxis und mahnte eine einheitliche und transparente Umsetzung der 3+2-Regelung an. Zudem sei eine kontinuierliche Unterstützung auch während der Ausbildung sinnvoll, um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Zusätzliche Sprachkurse könnten bspw. an die Berufsschulen angedockt werden.

Nach dem Podiumsgespräch kommentierten Dr. Michael Frehse, Leiter der Abteilung Heimat im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, und Stefan Marx, Leiter der Unterabteilung Arbeitslosenversicherung und Ausländerbeschäftigung im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, die Ergebnisse und Empfehlungen des Jahresgutachtens. Dr. Michael Frehse schloss sich der Einschätzung des SVR an, dass der Staat den „Stresstest“ 2015/16 ohne die Unterstützung zahlreicher Ehrenamtlicher nicht geschafft hätte. Herausforderungen sehe er im Bereich des sozialen Zusammenhalts, die Schnelligkeit aktueller Veränderungen führe bei manchen zu Verunsicherung. Zudem unterstrich er, dass nach dem Fokus auf die Flüchtlingszuwanderung nun auch wieder die quantitativ bedeutsame Zuwanderung aus anderen EU-Staaten in den Blick geraten muss. Stefan Marx hob hervor, dass man die Integration von Flüchtlingen und die Zuwanderung von Arbeitskräften auseinanderhalten müsse. Die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen gelinge insgesamt gut, allerdings sei die Förderung der Erwerbstätigkeit von geflüchteten Frauen eine besondere Herausforderung; hier sei noch viel zu tun. Stefan Marx unterstrich, dass der aktuell angestoßene Nationale Aktionsplan Integration die vielfältigen Herausforderungen von Integration bündeln und ganzheitlich angehen werde.

Die Veranstaltung wurde von Shelly Kupferberg moderiert.

Die Konferenz wurde in Kooperation mit der Stiftung Mercator und der VolkswagenStiftung ausgerichtet.

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